Die Tage des Todendorfer Gotteshauses sind gezählt. Am morgigen Donnerstag wird die Kapelle von Bischöfin Kirsten Fehrs in einem letzten Gottesdienst entwidmet. Er beginnt um 19 Uhr. In den darauffolgenden Tagen wird das Gebäude geräumt. Ein Abrisstermin steht noch nicht fest. Wie berichtet, will die Gemeinde auf dem Grundstück eine neue Feuerwehrwache errichten.
Es war ein langer Weg für die Gemeinde bis zu dem Entschluss, sich von dem Gotteshaus zu trennen. "Die wirtschaftliche Situation der Kirchengemeinde Eichede ist schlecht und macht den Verkauf der Kapelle notwendig." Das sagte Pastorin Susanne Schumacher schon vor zwei Jahren zu Beginn der Entscheidungsphase. Der Kirchenrat stimmte dem Verkauf letztlich zu. Der Antrag zur Entwidmung wurde beim Kirchenkreis Hamburg-Ost gestellt. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagte Karin Kreuzfeldt, damals Vorsitzende des Kirchengemeinderats bei einer
Informationsveranstaltung im Oktober 2016. Der Versuch der Kommune und der Kirchengemeinde Eichede, den Erhalt der Kapelle durch eine alternative Nutzung zu sichern, war zuvor gescheitert.
Pastorin spricht von einem schmerzlichen Schritt
"Das ist ein schmerzlicher Schritt, viele persönliche Geschichten stehen in engem Zusammenhang mit dem Gotteshaus", sagt Pastorin Schumacher. Eines der letzten großen Feste war die Silberne Hochzeit von Rainer und Sylvia Unger. Das Paar hatte sich nach 25 Jahren Ehe noch einmal das Ja-Wort gegeben. "Wir hatten damals nur standesamtlich geheiratet", erinnert Sylvia Unger. Im Mai 2016 holte das Paar die kirchliche Trauung nach. "Es gibt sicherlich schönere Kirchen, aber durch unsere Verbundenheit zum Dorf haben wir uns für das Todendorfer Gotteshaus entschieden", sagt Rainer Unger.
Auch der Abschiedsgottesdienst am 31. Dezember 2016 war von besonderen Momente geprägt. Einige Bürger erinnerten an Erlebnisse wie Konfirmationen und Kindergottesdienste. Dass das Gebäude nun abgerissen wird, lässt viele Todendorfer kalt. Doch die direkten Nachbarn Helga und Helmut Buck bedauern dies. "Jeden Morgen beim Frühstück schauen wir auf die Kirche", sagt der 82-Jährige. Das war schon so, als das Gotteshaus 1967 gebaut wurde. Buck erinnert sich daran, dass die Bauarbeiter Wasser aus seinem Brunnen zum Bau benutzt haben. "Die Kirche war ein sympathischer Nachbar", sagt Helga Buck. Pastorin Schumacher entgegnet: "Mit der neuen Feuerwehrwache an diesem zentralen Ort entsteht aber wieder etwas Positives für die Gemeinde."
Für die Bischöfin ist es der zweite Gottesdienst dieser Art
2013 war das Gotteshaus vom Kirchenkreis Hamburg-Ost als "nicht förderungsfähig" eingestuft worden. Damit bekam die Gemeinde keine finanzielle Unterstützung mehr für den Erhalt und die Sanierung des maroden Gebäudes. Jürgen Preine, Leiter der Abteilung für Finanzen und Liegenschaften im Kirchenkreis Hamburg-Ost, erläuterte die Finanzlage der Gemeinde Eichede. Danach wären allein für die Todendorfer Kapelle Sanierungskosten in Höhe von 134.000 Euro angefallen. So stützte auch Pastorin Susanne Schumacher den geplanten Verkauf. Dem Entwidmungsgottesdienst sieht sie trotzdem mit gemischten Gefühlen entgegen. "Das wird ein sehr emotionaler Moment. Einen solchen Gottesdienst habe ich selbst auch noch nie miterlebt."
Der Entwidmungsgottesdienst folgt einer besonderen Zeremonie. Nachdem sich die Gemeinde versammelt hat, ziehen Mitglieder des Kirchengemeinderats, die Pastorin und der Propst in die Kirche ein. Den Abschluss des Zuges bildet Bischöfin Kirsten Fehrs. Die Predigt hält Propst Hans-Jürgen Buhl. Zum Ende des einstündigen Gottesdienstes wird Bischöfin Fehrs die Kapelle entwidmen. Dabei übergibt sie die Insignien wie Taufschale und das Abendmahl-Geschirr an die Vertreter der Kirchengemeinde. Nach einem Segen wird sie die Kerzen auspusten.
Ursprünglich war die Kirche als Autobahnkapelle gedacht
Entwidmungsgottesdienste sind bisher selten. Für Bischöfin Kirsten Fehrs war die Entwidmung der Kapelle in Witzhave im Jahr 2013 der Erste. Fehrs sagt auf Abendblatt-Anfrage: "Natürlich ist es immer schade, wenn eine Kirchengemeinde ein Gebäude aufgeben muss. Aber in diesem Falle hat die Gemeinde ja schon lange Abschied genommen." Am Donnerstag werde beim Gottesdienst "noch einmal an all das Schöne erinnert, was in diesem Raum stattgefunden hat". Der Blick richte sich aber auch nach vorn. Fehrs: "Die Kirche in Eichede, die immer Hauptstandort der Gemeinde war, wird gestärkt. Eine Sanierung wäre für die Gemeinde viel zu teuer geworden. Das Geld kann viel sinnvoller in kirchliche Arbeit fließen."
Das Todendorfer Gotteshaus war ursprünglich als Autobahnkapelle gebaut worden. Da sich auf dem Grundstück früher ein Teich befand, wurde die Kapelle auf 17 Pfeilern errichtet. Bereits kurz nach Fertigstellung 1967 waren erste Sanierungen notwendig. Über die Jahre wurde das Gebäude immer baufälliger. Und was geschieht mit der Ausstattung? "Die Orgel wird ausgebaut und verkauft", sagt Pastorin Schumacher. Das Kreuz kommt in die Kirche nach Eichede. Auch für die drei Glocken der Kapelle gibt es Pläne. Eine soll in Eichede gelagert werden und als mobile Glocke umgebaut werden. "Es wäre schön, wenn wir unsere Gottesdienste in den acht Kirchendörfern mit Glockengeläut einleiten könnten", so die Pastorin. Generell soll so viel wie möglich aus dem Gotteshaus erhalten bleiben und weiter genutzt werden.
Abgesehen von dem kirchlichen Gemeindezentrum in Hoisbüttel, wo der Entscheidungsprozess über die künftige Nutzung noch andauert, gibt es nach Angaben des Kirchenkreises Hamburg-Ost derzeit in Stormarn keine weiteren Kirchengebäude, die von einer Schließung bedroht sind.
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